05 Wie unsere Tischdecke ins Motel kommt

Frohgemut steuern wir unser nächstes Reiseziel Picton an. Die Küstenstraße zwischen Bergen und Pazifik schlängelt sich traumhaft über immer höher werdende Bergkuppen, als plötzlich der Motor aufheult und das Auto stetig langsamer fährt. Mit Mühe und Not erreichen wir die Bergkuppe, erleichtertes Abrollen, doch der nächste Berg ist in Sicht. Jetzt kommt nicht nur der Motor ins Schwitzen sondern auch wir. Es beginnt zu stinken. Die erste kleine Bucht auf halber Höhe rettet uns. Wir rufen unseren Verleiher „Wendekreisen“ an. Er tut seinem Namen keine Ehre. Weder kreiselt er, noch wendet er unser Problem. Wir sollen doch weiterfahren, oder uns rückwärts den Berg wieder runter rollen lassen. Man könne das Auto doch auch an eine sichere Stelle schieben. Zum Glück ist eine Verständigung auf Deutsch möglich. Ein anderes Wohnmobil gäbe es nicht und man könne nicht sagen, ob ein Ersatz-PKW noch heute eintreffen würde. Wir könnten doch an dem State Highway übernachten? Unsere Reaktionen werden immer ärgerlicher und erreichen einen ersten Höhepunkt als die Anmerkung kommt, ob wir wohl die Kupplung richtig bedient hätten? Nach einigen Telefonaten wird uns ein Ersatz-PKW für diesen Abend zugesagt – Ankunft ungewiss. Zwischenzeitlich nehmen wir nach 30 Minuten Abkühlung von Motor und Nerven nochmal allen Mut zum Durchstarten zusammen und schleichen erfolgreich auf die Bergkuppe. Von da lassen wir uns ins nächste Dorf rollen und biegen auf eine Nebenstrasse ab. Ulrike marschiert hoffnungsvoll durch verwaiste Dorfstraßen (es stürmt zudem immer stärker) ohne eine Übernachtung zu finden. Immerhin kühlt währenddessen der Motor ab. Inzwischen meldet sich ein vom Vermieter kontaktiertes Autounternehmen. Sie wissen nicht, wann der Ersatz-PKW ankommt, es kann 23 Uhr werden. Wir sollen alles packen, denn der Camper Van wird dann im Austausch abgeschleppt und zurück nach Christchurch gebracht. Nur hier sei eine schnelle Reparatur möglich. Uns beschäftigt immer stärker die Frage, wo wir übernachten sollen, wird doch unser Bett im nächtlichen Austausch mitgenommen. Mischa erkundigt sich bei Anwohnern, ob bis zum 22 km entfernten Blenheim (mit zahlreichen Motels) noch Berge seien. Nein, es ginge nur noch downhill (bergab). Also versuchen wir unser Glück! Wer wagt, der gewinnt! Zunächst müssen wir ca. 10 m hoch bis zum Highway schaffen. Ja, geschafft! Dann im vierten Gang von Kurve zu Kurve. Was ist dahinter? Nochmal eine Steigung! Auch die schaffen wir gerade so. Danach geht es wirklich nur noch bergab. Noch 18 km, nächste Kurve: Ebene des Weinanbaugebietes in Sicht, 15 km, gleichmäßiges Zuckeln, hupende Autos überholen uns, noch 10 km, Adrenalin geht runter,  5 km, wir erreichen Blenheim!  Glücklicherweise keine Ampeln, nur Kreisverkehre, 3. Gang, wir rollen in den Hof eines Motels, das uns im Internet noch ein freies Zimmer angezeigt hat. Ja, wir können übernachten! 

Wir räumen den Camper Van vollständig aus. Dann schlendern wir in den Ort und finden eine nette Bar, wo wir auf unser Glück im Unglück anstoßen. 

Um 24 Uhr übergibt uns eine Fahrerin einen Ersatz- PKW. Sie ist fix und fertig, musste im Sturm anhalten und fällt im gegenüberliegenden Bungalow wie wir ins Bett. 

Als wir am nächsten Morgen um 7.30 Uhr aufstehen, ist unser Camper Van verschwunden, die Frau auch. Wir wissen nicht, ob er abgeschleppt wurde, oder ob die Fahrerin glaubte, ihn bis Christchurch zu bekommen. Das werden wir alle später erfahren. 

Ach ja: Unsere Kult-Tischdecke, die uns bislang auf sämtlichen Urlaubsfahrten begleitet hat, verleiht uns beim Frühstück im Motel einen zuversichtlich Start in den Tag. 

04 Paradies für Tierfreunde: Begegnung mit Delphinen, Robben, Walen, Albatrossen und Langusten

Kaikoura heißt unser erstes Reiseziel,183 km vom Christchurch entfernt an der Pazifikküste gelegen. Wir haben also vom ersten Übernachtungsplatz aus noch 150 km auf der gut befahrbaren Küstenstraße zurückzulegen, wobei wir uns an den Linksverkehr und unbekannte Klappergeräusche gewöhnen: der Küchenblock quietscht und ein Topfdeckel knallt. Nein, es ist das Rohr vom Tisch, was wie vergessen haben, zu verstauen. Die Wasserkanister machen ein Tänzchen im Bad, aber das macht nichts. Die Kupplung kommt sehr spät. Das macht – erstmal – auch nichts. 

Wir bitten unsere Paddler zu Hause, uns einen Pazifik-Zehner ins Paddelbuch einzutragen und senden Beweisfotos mit Robbenzeugen. Das wird abgelehnt, weil wir am anderen Ende der Erde doch quasi rückwärts paddeln. 

Wir beschließen den Tag mit einem Fischessen an einem empfohlenen Strassengrill. Leider fehlen auf der reichhaltigen leckeren Fischplatte die Langusten. Da müssen wir also auch nochmal wiederkommen. Aber erstmal heißt es Anmelden zum „Whale Watch“. Trotz Nebensaison ist für den nächsten Tag alles ausgebucht, aber wir seien die ersten auf der Warteliste und sollen 10 Uhr da sein. 

Nach einer Übernachtung auf einer Bauernhofwiese mit Pazifikblick, gesagt, getan: Wir dürfen mit! Zwei Busladungen passen auf das Schiff. Busfahrer und Besatzung sind wahre Zählmeister. Vor Antritt der Fahrt und nach jedem Ausgang an Deck, wenn es heisst „Wal in Sicht“ (mindestens 5-6 Mal) werden die Passagiere mehrfach gezählt, wenn sie wieder unten sitzen. Während des Ausgangs fährt das Schiff natürlich sehr langsam oder stellt gar den Motor ab. Da können auch zahlreiche Albatrosse mit einer Flügelspannweite von 2,5 m in Ruhe fotografiert werden. Dann heißt es wieder Platz nehmen und das Schiff saust über die Wellen, dass es nur so spritzt! Schon diese Fahrt als solche ist ein Erlebnis! Einige Passagiere greifen allerdings weniger glücklich zu den bereitliegenden Tüten… Tatsächlich wird mit Hilfe eines Signalortungsgerätes das Versprechen gehalten und wir verfolgen einen Wal, sehen Rücken und Fontänen. Als die Schwanzflosse erscheint, bedeutet dies, dass der Wal nun abtaucht. Übrigens wird jeder der in diesem Gebiet heimischen Wale an dieser individuellen Schwanzflosse erkannt und hat einen Namen. Die Crew hat mit „Willi“ (so wollen wir ihn mal persönlich taufen) ihr Versprechen gehalten, wonach eine Tour 90 Prozent Erfolg hat. Sonst wird 80 Prozent des Eintritts zurückgezahlt. Diese weltweit höchste Erfolgsquote beim „Whale Watch“ hängt mit dem Aufeinandertreffen der beiden Kontinentalplatten zusammen. Vom Land fällt die Platte erst auf 90m und dann steil auf 800 m ab! Dadurch entsteht eine  Aufwärtsströmung, die sehr viele Nährstoffe nach oben trägt. 

Feinschmecker werden beim Lesen noch die angekündigten Langusten vermissen. Nach ihr haben die Maori ja auch den Ort Kaikouri benannt: Kai = Essen und Koura = Languste. Langusten sind Schalentiere wie Krebse, nur ohne Scheren. Wir sind kurz vor der Weiterreise nochmal zu dem Fischstand gefahren und haben uns einen solchen Grayfish (Languste) geteilt. Sie wird in zwei Hälften geteilt und gebraten, eine leckere Delikatesse!

03 Kopfüber: Von Essen nach Christchurch

Superpünktlich stehen wir mit unseren 4 Gepäckstücken an der Heisinger Bushaltestelle, als uns einfällt, dass wir die Kofferschlösser vergessen haben. Mischa holt sie, der erste Bus fällt sowieso aus. Aber auch mit dem nächsten sind wir noch eine halbe Stunde zu früh auf dem Bahnhof. Der ICE nach Frankfurt hat nur 15 Minuten Verspätung, so dass wir auf dem Flughafen vier Stunden vor Abflug in aller Ruhe das schwere Gepäck aufgeben und uns entspannt bei einem Gläschen Champagner auf den Abflug freuen können. Wir fliegen mit einer A350-900 von Singapur Airlines. Nach 12 Stunden Flugzeit landen wir in Singapur, wo wir 3,5 Stunden Aufenthalt haben. Wir staunen im Schmetterling-Garten und ich schreibe den ersten Block. (Noch etwas umständlich…) DerZeitunterschied beträgt 6 Stunden (während Ihr 13 Uhr Mittagbrot esst, dämmert es hier).

Der zweite Teil unserer Flugreise dauert nur neun Stunden. Die Zeitverschiebung erhöht sich auf elf Stunden. Wir haben also bei unserem Flug Richtung Osten Zeit „verloren“. Nach der Zeitumstellung ab 1. November wird der Zeitunterschied genau zwölf Stunden betragen. Mit Sonnenaufgang zeigen sich wunderschöne erste Blicke auf Neuseeland, was die Māori bei der Entdeckung vor ca. 1000 Jahren das „Land der großen weißen Wolke“ nannten.
Nach einer butterweichen Landung lässt der Zoll Mischa problemlos passieren, mich leider nicht. X-mal habe ich die Zollerklärung auf dem Handy ausgefüllt: ohne Erfolg. So bleiben nur Zettel und Kugelschreiber, aber Hauptsache, man lässt mich durch die Schranke und die Hunde knurren mich nicht an. Schnell ist die SIM-Karte ininstalliert und der Womo-Vermieter (Wendekreisen) holt uns ab und übergibt uns das Auto (Sprinter: 6,10m Länge). Zugegebenermaßen ist es keine Liebe auf den ersten Blick. Unser Hugo braucht nicht eifersüchtig zu werden, er bleibt der King!
Wir kaufen rasch ein und los gehts Richtung Norden zum ersten Stellplatz gleich hinter den Dünen des Pazifik. Leider ist dieser mit einer Schranke versehen. Man braucht eine App „KiwiCash“ mit dazugehörigem Chip. Dieses auf der Nordinsel schon weit verbreitete System wird nun auch auf der Südinsel eingeführt. So erklärte es uns gleich bestens verständlich ein deutscher Weltenbummler. Wir fahren also zurück zum nächsten Ort und kaufen den Ship, holen uns noch eine Pizza und gelangen erfolgreich durch die Schranke. Jetzt schlägt die Müdigkeit doch durch, so dass wir nur noch alles verstauen (was allerdings eine kleine Meisterleistung und nur mit einer Person im Auto möglich ist).

02 Ziel Christchurch

Am 22.10.2023 um 22.00Uhr starten wir in Frankfurt und landen am 24.10.2023 um 10.30Uhr in Christchurch. Die Übernahme unseres Campers ist ganz in der Nähe des Flughafens

01 Bald geht es los

Am 22.10 startet unser große Reise nach Neuseeland.

Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren. Reiseführer werden gelesen, Listen geschrieben, die ersten Unstimmigkeiten hat es auch schon gegeben.

Überall werden Kanutouren angeboten. Als langjährige Paddler reizt uns dies.

Als erstes wollte ich im Abel Tasmann NP drei Tage Wanderung mit 1-2 Tagen Paddeln verbinden. Ich habe jedoch keinen Anbieter gefunden, der uns zwischendurch ein Kanu zur Verfügung stellt.

Dann fand ich gestern Abend im Reiseführer, dass man auch im Marlboroughsound sich Kanus ausleihen kann.

Streitpunkt: Benötigt man dafür Kenntnisse im See-Kayak fahren? Nachdem wir jedoch gelesen haben, dass auch Leute, die noch nie gepaddelt sind (auch welche die nicht schwimmen können), nach einem Tag geführter Tour alleine gelasssen werden, sollte dies für uns kein Problem sein. Dieses Thema hatten wir dann in einer halben Stunde erledigt