Irgendwann geht auch der schönste Urlaub zu Ende und so heißt es für uns nun Auto abgabefertig machen. Das bedeutet, auf der 130km langen Rückreise nach Christchurch Müll loswerden, alles entleeren, Wasser auftanken, Gasflasche neu befüllen (wir haben erstaunlicherweise mit einer kleinen Gasflasche gereicht) und natürlich die Luft aus dem Benzintank lassen. Es gibt in Neuseeland nicht nur viele saubere Toiletten, sondern auch zahlreiche Wohnmobil-Dumpingstations, so dass alles kein Problem ist. Ehrlich gesagt sind wir sehr erleichtert, nach 3.600km ohne Schrammen, Beulen oder größere Schäden auf den Hof der Verleiher-Firma „Wendekreisen“ in der relativ großen Stadt einzurollen. Das Übergabeprocedere ist unkompliziert erledigt und ein Taxi bringt uns in ein sehr hübsches kleines Motel zentral in der Innenstadt gelegen, was wir für zwei Nächte gebucht haben.Schockiert betreten wir die wunderschönen großen Räumlichkeiten.
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs zum Thema „Quadratmeter pro Person“ erlaubt: Neben einem geräumigen Zimmer gibt es im Motel ein Bad mit Klo, Dusche und Waschbecken sowie eine kleine Küche und Balkon (ohne Sandflys). Wir fassen es nicht, in so einem Tanzsaal unseren Urlaub zu beenden. Nach 6 Wochen im Wohnmobil können wir uns parallel in einem Raum bewegen und dabei sogar die Arme ausbreiten! Unser „Wohnmobil“ war ein 6m langer chinesischer (!) ausgebauter Lieferwagen. Ziehen wir die Fahrkabine ab, haben wir ca. 4,5m x 2m. Davon müssen wir nochmal den Bade- und Kochblock abziehen und die als Bett umbaubare Sitzecke. Es verbleibt ein Einbahnweg von 1,50m x 0,50m. Dass hier nur mit Absprache unfallfreie Bewegungen möglich sind, liegt auf der Hand. (Die Neuseeländer handhaben es ja mit ihren in der Regel nur einspurig befahrbaren Brücken genauso.) Als 39 Jahre verheiratetes Ehepaar bewältigen wir diese Herausforderung ohne Probleme. Das fehlende Waschbecken im Bad erfordert gegenüber unserem sehr geräumigen Hymer-Wohnmobil „Hugo“ einige logistische Raffinessen. Alles in Allem meistern wir die Probleme, ohne dass einer im Regen oder einer Sandflywolke draußen ausharren muss, damit der andere sich unterdessen rasieren oder die Zähne putzen kann. (Unsere Freunde mit Wohnmobilerfahrung wissen, wovon wir sprechen.) Wir befürchten nun, uns nach der Heimkehr in unserer Wohnung etwas zu verlieren…
Aber kommen wir zurück zur Sache: In Christchurch waren zwei Erdbeben: Das erste am 4. September 2010 mit einer Stärke von 7,1, wobei das Epizentrum 40km von Christchurch entfernt war. Die Zerstörung war gering. Beim zweiten Erdbeben am 22. Februar 2011 mit einer Stärke von 6,3 lag das Epizentrum nur 6,7km südöstlich der City. 185 Menschen starben und die Zerstörung war enorm.
So fallen die vielen Baustellen in der Stadt auf, die Kathedrale soll 2029 wiederaufgebaut sein, viele andere Sehenswürdigkeiten sind noch nicht zugänglich. Auf der Stadtrundfahrt mit der historischen Straßenbahn erklärt der Fahrer die Ursache der zahlreichen geschotterten Autoparkplätze. Da haben Gebäude gestanden.
Dennoch gibt es viele schöne Dinge zu bestaunen: Den botanischen Garten mit Baumriesen und einem gepflegten Rosengarten.
Beeindruckend ist auch die vor 20 Jahren errichtete Art Gallery, die alles unbeschadet überstanden hat. Einige Exponate gefallen uns.
Das Art Centre ist ein Komplex historischer Backsteingebäude, bis 1974 Universität, wird heute vielfältig für Kunstzwecke genutzt. Es musste für 200 Millionen neuseeländische Doller (ca. 100 Mill. €) wiederaufgebaut werden. Glücklicherweise hat man 2009 die Versicherungspolicen überarbeitet. Sonst hätte die Rekonstruktion 2023 nicht so erfolgreich beendet werden können.
Hier frischen wir unsere Kenntnisse über den neuseeländischen Nobelpreisträger, Vater der Nuklearphysik, Entdecker der Atomteilchenenergie und -strahlung, Ernest Rutherford (1871-1937) etwas auf und setzen uns in seinen Vorlesungssaal.
Wir verabschieden uns etwas untreu von Neuseeland mit der mexikanische Küche und ich erweitere meine Kenntnisse auch in Cocktails.
Der Rückflug ist nochmal ein mathematisches Rätsel. Wie kann es sein, dass wir am Samstag, 2. Dezember um 12 Uhr in Christchurch abfliegen und nach 24 Stunden reiner Flugzeit und einem 6stündigen Aufenthalt in Singapur am Sonntag, 3. Dezember um 6:20 Uhr in Frankfurt a.M. landen?
Wann wir dann aber in Essen sein werden, kann bei Schneefall, Frost und den so gern streikenden Lokführern der Bahn einfach niemand wissen.