Zwei Tage heißt es nun: Nicht wandern, nicht kochen, sich um nichts kümmern müssen! Und wo finden wir das? Im Fjordland mit seinen 14 Fjorden, wovon zwei für Touris am einfachsten zugänglich sind: Der Milford Sound und der Doubtful Sound.
Letzterer ist wegen seiner zahlreichen Verzweigungen, seiner Abgeschiedenheit und einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt besonders schön. Mit 40km Länge ist er der zweitgrößte Fjord. Wir entscheiden uns für diesen. Er ist allerdings schwierig zu erreichen und allein nicht machbar. Wir buchen also eine kombinierte Schiffs-Bus-Tour und treffen mit Übernachtung eine super Entscheidung!
Ausgangspunkt ist der Ort Manapouri am gleichnamigen See gelegen. Von hier werden wir 12.30 Uhr mit einem Schiff ans andere Seeende gebracht. Ca. 1 Stunde dauert die herrliche Überfahrt mit Bergpanorama. Ankunft ist an einem Wasserkraftwerk aus den 1960er Jahren. Der Großteil des Kraftwerks befindet sich unter der Erde. Die Höhendifferenz von 178m zum Meeresspiegel wird zur Energiegewinnung genutzt. Sieben Turbinen geben das Wasser über eine 10km lange Tunnelröhre in den Doubtful Sound ab. Der Bau des Manapouri-Kraftwerks war wegen der starken Umwelteingriffe äußerst umstritten und gilt als Beginn der neuseeländischen Umweltbewegung. Die damals entstandene Straße fahren wir mit dem Bus über den 670m hohen Pass auch wieder ca. 1 Stunde. Dann sind wir da und besteigen mit ca. 40 Mitreisenden das historische hübsche Schiff. Wir haben Glück, denn das Schiff ist nicht ausgebucht und so können wir die 4er Koje allein nutzen.
Alles ist topp organisiert, die Mannschaft absolut eingespielt, dennoch haben wir nicht das Gefühl von Massentourismus (obwohl die Tour täglich angeboten wird). Schon der kleine Snack zum Empfang (verschiedene Kräcker, Oliven, Lachsröllchen, Wurstscheibchen, Cremes) signalisiert „Verwöhnaroma“.
Wir schippern also durch den herrlichen Fjord, dessen höchste Gipfel bis 1.700m reichen. Im Gegensatz zu den Norwegischen Fjorden ist das Gestein wie ein Regenwald bewachsen. Das Fjordland gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde, hier fallen jährlich ca. 6-9m Niederschlag. (Man misst hier nicht in mm.) Von dem Regen bekommen wir auch einen Eindruck… Jedenfalls wurzeln in den Steinritzen kleine Pflanzen, daran halten sich wiederum andere fest bis eben ein richtiger Regenwald entsteht. Dieser wiederum beherbergt eine ebenso reichhaltige Vogelwelt mit seltenen Exemplaren.
Der viele Regen nährt zahlreiche Wasserfälle, so dass eine mehrere Meter dicke Süsswasserschicht auf dem schwereren Salzwasser liegt. Beide Wasserschichten mischen sich nicht. Das wiederum führt zu einer besonderen Nahrungsgrundlage für viele Tiere. Aber bevor wir die in der Dämmerung sehen, dürfen wir das kühle Nass erstmal selbst ausprobieren. In einem bewundernswerten Perfektionismus werden 23 Kajaks zu Wasser gelassen (Plasteschüsseln, aber stabil), jeder bekommt Paddel, Weste und Sandfly-Spray! (Gegen lästige winzige Stechfliegen) Dann scheppern wir 40 Minuten entlang einer Bucht mit einem kleinen Wasserfall. Ein nettes Fjordfeeling!
Wir sind beeindruckt, wie Boote und Paddler wieder aufs Schiff manövriert werden, da sitzt jeder Handgriff der Mannschaft.
Anschließend springen die ganz Tollkühnen noch persönlich ins Wasser. Wir sind natürlich dabei. Danach können wir heiß duschen, was alles möglich ist!
Dann gibts was gegen den kleinen Hunger: Eine leckere Fütterung mit duftenden frischgebackenen Brötchen, Marmelade und Schlagsahne.
Inzwischen hat das Schiff die Tasmansee erreicht und wir sehen Delphine durchs Wasser springen! Dann fährt der Kapitän zu einer Seelöwenkolonie und sogar Pinguine zeigen sich. Also wirklich überwältigend. Wenn interessante Dinge zu sehen sind, werden sie von einem sehr gut englisch sprechenden Ranger erklärt.
So gelangen wir zur Schlummerbucht, wo das Schiff vor Anker geht. Dieser ist eine Tonne – wir haben das System nicht ganz verstanden, treiben aber die ganze Nacht mit lockerem Seil brav um die Tonne herum. Nun verpasst niemand etwas während des Abendbuffets. Nach unserer Hüttentour ist das Essen natürlich wie im Schlaraffenland!
Zur Verdauung gibts nochmal einen Fjordlandvortrag vom Ranger mit Käsehappen und Rotwein garniert. Dann genießen wir an Deck den windstillen Fjord, bevor wir in die Kojen fallen.
Der neue Tag startet echt früh: 7 Uhr Frühstück! Wer nicht rechtzeitig fertig ist, verpasst den Watschelgang der Pinguine vom Land ins Wasser. Die Sonne ist heute sehr zurückhaltend, aber wir haben genug Sonnenbilder im Kasten und schließlich muss der Regenwald ja auch irgendwo herkommen! Es geht durch weitere Verästelungen des Fjords ganz nah am Felsen entlang, damit wir auch wirklich alle Pflänzchen erkennen können, großartig! Bei zwei Wasserfällen werden wir gebeten, alle Handys und Fotoapparate zur Seite zu legen und nur zu lauschen. Der Schiffsmotor wird auch eine Viertelstunde abgestellt. „The sound of silence“. Nur die Vögel halten sich nicht dran und zwitschern dazwischen.
Die Tour ist ein schönes Erlebnis! Und die Überschrift hält, was sie verspricht.
Wie wir gekommen sind, gehts zurück. Punkt 12 Uhr löst uns die nächste Gruppe am Visiter Center ab…
Und wir freuen uns auf das nächste Wanderziel, gehen einkaufen und planen die weitere Reise.